"Kundler
Konglomerat"
Von Gerhard Granzer, Allhartsberg (19. März
2019) veröffentlicht in leitfossil.de
"Kundler
Konglomerat", das ist die unter Sammlern übliche Bezeichnung
für ein farblich sehr attraktives Gestein, das in der
Wildschönau in Tirol vorkommt. Eigentlich handelt es sich um
eine Brekzie, da es vorwiegend aus eckigen Bestandteilen
besteht. Gerundete Teile kommen nur untergeordnet
vor.
Das
Hochtal der Wildschönau liegt in Tirol im Bezirk Kufstein und
ist auf der Wildschönauer Straße von Wörgl aus erreichbar. Das
Tal wird von der Wildschönauer Ache entwässert, die, bevor sie
bei Kundl in den Inn mündet, noch die Kundler Klamm
durchfließt. Die Kundler Klamm ist eine der schönsten
Naturschluchten in Österreich und zugleich die kürzeste
Verbindung zwischen der Wildschönau und dem Tiroler Inntal.
Durch die Klamm führt ein beliebter Wanderweg bis hinauf nach
Mühltal. Im Winter ist die Klamm nicht begehbar.
Im
Bachbett der Wildschönauer Ache können die zu runden Geröllen
verschiedener Größe abgerollen Brekzien gefunden werden. Sie
kommen aber auch in den meist schwer zugänglichen Bächen,
Gräben und Schluchten der Wildschönauer Berge vor.
Abbildung 1 (oben):
In der Wildschönau; Blick zum Gratlspitz (1899
Meter).
Abbildung 2 (oben):
In einem Seitengraben der Wildschönauer Ache, wo auch
reichlich Gerölle liegen.
Abbildung 3
(oben): "Kundler Konglomerat" im Bachbett, mit ca. 70
Zentimeter Abmessung nicht mehr transportabel. Aber er sieht
auch hier im Bach gut aus!
Vom
Sammler bearbeitet, geschnitten, geschliffen und poliert
ergeben sich attraktive Sammlungsstücke, von denen keines dem
anderem gleicht.
Abbildungen 4 und 5
(oben): Arbeitsintensiv, aber schön - ein formfolgend
rundum angeschliffener Stein mit gesägter Standfläche; Breite
15 Zentimeter. Unten eine Ausschnitts-Vergrößerung.
Abbildung 6 (oben):
Hier ein bunter Stein mit vielfältigen Komponenten,
beachtlich groß - 35 x 26 Zentimeter.
Im
Tiroler Unterland zieht sich südlich des Inn von Schwaz bis
Wörgl ein Streifen von Gesteinen aus der Trias. Dazu gehört vor
allem der in vielen ehemaligen Bergbauen aufgeschlossene und
abgebaute Schwazer Dolomit. In dieser Zone findet man an
mehreren Stellen aber auch klastische Gesteine in Form von
Brekzien. Pirkl unterscheidet in seiner Abhandlung aus dem Jahr
1961 drei verschiedene Arten: Dolomit-Basalbrekzie,
Dolomit-Phyllit-Basalbrekzie und
Kalk-Dolomit-Basalbrekzie.
Für den
Sammler am interessantesten sind die Kalk-Dolomit-Brekzien, die
durch ihre lebhaften Farben noch bunter wirken, was vor allem
an polierten Stücken deutlich hervortritt. Komponenten sind
Kalke und Dolomite von hell- bis dunkelgrauer bis schwarzer
oder gelb- bis dunkelroter Farbe, feinkörnig bis dicht,
vereinzelt mit Schichtung. Die Dolomite treten in der
Anwitterung in auffälliger Form stärker hervor . Die Größe der
Bestandteile liegt im Durchschnitt zwischen 2 und 5 Zentimeter
. Das Bindemittel der Brekzie besteht aus einer meist roten
Grundmasse, deren Farbe wohl mit den oft benachbarten Schichten
des Buntsandsteins in Zusammenhang steht. Es gibt aber vor
allem bei den Dolomitbrekzien auch Bindemittel von
gelblichroter bis grauer Farbe. Die Verbindung von Bindemittel
und Dolomit- bzw. Kalkbestandteilen ist sehr fest, was für die
Bearbeitung ein Vorteil ist. Die unterschiedliche Härte der
Kalk- und Dolomitbestandteile kann beim Schleifen Probleme
bereiten. Stücke, bei denen der Anteil an rotem Bindemittel
sehr groß ist, lassen sich aufgrund der geringen Härte des
Sandsteins oft schlecht polieren.
Abbildung 7 (oben):
Eine Plattte mit relativ farbschwachen Steinen in
Grautönen, die aber trotzdem sehr reizvoll ist. Größe 18 x 13
Zentimeter.
Abbildung 8 und 9
(oben): Wir verkleinern den Bildausschnitt und
verkleinern ihn nochmals, um auf dem unteren Bild dann einen
regenverhangenen dunklen Himmel zu sehen, mit vielfachem
Wetterleuchten.
Nach
Pirkl liegt die Herkunft sowohl der Kalk- als auch der
Dolomitbestandteile der Brekzie im Paläozoikum. Es könnten aber
auch triassische Komponenten vertreten sein. Manche Stücke
zeigen deutliche Verformungen und andeutungsweise Schichtungen
der Komponenten, was auf eine bewegte Entstehungsgeschichte
schließen lässt.
Heute
liegen die meist gut gerundeten Stücke in den eiszeitlichen
Moränenschottern und wittern aus den Böschungen und Wänden der
Gräben und Schluchten heraus oder wurden von höher gelegenen
Vorkommen als Bachgerölle zu Tal befördert. (Foto 6,
IMG_3421.JPG) Die Gerölle können Größen bis zu zwei oder drei
Kubikmetern erreichen. Vor allem in der Kundler Klamm , aber
auch in den Seitengräben wird immer wieder viel gesammelt, so
dass kleinere und gut transportable Stücke schwer zu finden
sind. Häufiger trifft man auf größere Konglomerate, die aber
nur schwer oder auf Grund der Größe gar nicht zu bergen sind.
Abbildung 10
(oben): Ein Flachschliff (Plattengröße 24 x 11
Zentimeter), der die Anordnung ausgewellter und stark
gestreckter Gesteins-Komponenten zeigt. Die tektonische
Beanspruchung muss zumindest bereichweise sehr hoch gewesen
sein.
Abbildung 11
(oben): Ein Würfel (Kantenlänge 10 Zentimeter) und
eine Kugel ( Durchmesser 11 Zentimeter). Solche Stücke sind
natürlich wesentlich komplizierter in der Bearbeitung als
Flachschliffe.
Literatur-Hinweise
PIRKL, H.
(1961): Geologie des Trias-Streifens und des Schwazer Dolomits
südlich des Inn zwischen Schwaz und Wörgl
(Tirol). - Jb. Geol. B., A. - Wien.
RICHTER, A. E. (2019): Als Gestein - immer! Als Wurst - lieber
nicht! - Online-Magazin Leitfossil.de; Geologisches;
1.2.2019; 7 S., 10 Abb. Ammon-Rey-Verlag, Augsburg.
Jahrgangs-CD 2019.
Sammlung
und Fotos Gerhard Granzer.
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