Landschaftsmarmor aus Niederösterreich
Von Gerhard Granzer, Allhartsberg (4. Juli
2014) veröffentlicht in leitfossil.de
Angeregt durch die beiden Berichte von Gero Moosleitner (siehe
Leitfossil vom 24. Mai und 12. Juni 2014) über die Funde von
Landschaftsmarmor im Salzburger Flachgau möchte ich als
Ergänzung kurz über ebensolche Funde in Niederösterreich
berichten.
Dieser attraktive und für Schleifzwecke besonders
gut geeignete Stein, der bei uns als Ruinenmarmor oder besser
als Ruinenmergel bezeichnet wird, kommt in der Flyschzone an
mehreren Stellen vor. Bekannt sind in Niederösterreich die
Funde bei Klosterneuburg und am Bisamberg nördlich von Wien.
Sehr schöne Funde wurden auch in der Nähe der Stadt Steyr in
Oberösterreich getätigt.
Für mich besonders interessant sind
die Funde, die ich aus verschiedenen Stellen rund um den
Sonntagberg im Ybbstal, westliches Niederösterreich, im Laufe
vieler Jahre zusammentragen konnte.
Wenn man als Mineralien-
und Fossiliensammler in einer Gegend zu Hause ist, die kaum
Möglichkeiten bietet, sein Hobby in der engeren Heimat
auszuüben, so werden die seltenen hier zu machenden Funde
natürlich besonders geschätzt. Der "Sonntagberger
Ruinenmarmor", wie er bei einheimischen Sammlern bezeichnet
wird, wurde an mehreren Stellen rund um den Sonntagberg (712
Meter über NN), in den vom Berg herunter führenden Bächen und
Gräben und auch im Tal nahe des Ybbsflusses gefunden. Meist
handelte es sich um kurzfristige Aufschlüsse, die im Zuge von
Baumaßnahmen entstanden sind und oft schon Jahrzehnte
zurückliegen.
Da viele Jahre lang in unserer Umgebung keine
Fundmöglichkeiten gegeben waren, bemühte ich mich,
Informationen über ähnliche Fundstellen in Italien zu erhalten
und diese bei Sammelreisen zu besuchen. Auf diese Weise
gelangen gute Funde im nördlichen Apennin südlich Parma sowie
in der Toskana.
Manche Sammlungsstücke von Sonntagberger
Ruinenmergel kommen aber qualitativ nahe an den berühmten
italienischen Landschaftsmarmor (Paesina) heran. Deshalb gibt
es natürlich von Zeit zu Zeit immer wieder Versuche, weitere
heimische Fundstellen rund um den Sonntagberg aufzufinden.
Glücklicherweise gelang uns erst vor fünf Jahren ein weiterer
interessanter Fund in einem Bachbett. Diese Stelle lieferte
reichlich Material, das gute Färbung zeigt und zum großen Teil
zu Platten geschnitten und geschliffen wurde. Auch einige
Würfel und Kugeln konnten aus diesem Material angefertigt
werden.
Dass dieses Gestein auch schon in der Vergangenheit
bekannt war und Verwendung fand, zeigen Belegstücke im
historischen Mineralienkabinett im Stift Seitenstetten,
Niederösterreich. Vor mehr als 40 Jahren, noch vor Beginn
meiner Sammeltätigkeit, wurde dieser Ruinenmarmor an einigen
angeblich sehr ergiebigen Aufschlüssen im Raume der Stadt
Waidhofen/Ybbs gefunden, von Hobbyschleifern verarbeitet und
auf regionalen Börsen als Waidhofner Stein angeboten.
In
älterer Literatur werden auch Funde von Landschaftssteinen bei
Randegg oder St. Leonhard am Walde erwähnt; beide Orte liegen
ebenfalls im Bereich der Niederösterreich-Flyschzone. Zurzeit
sind mir keine fündigen Aufschlüsse bekannt, es bleibt daher zu
hoffen, dass sich durch Baustellen oder andere
Geländeänderungen wieder irgendwann Fundmöglichkeiten für
dieses attraktive Gestein ergeben.
Abbildung 1 (oben): Basilika auf dem Sonntagberg (712 m), Niederösterreich. Alle
folgenden Abbildungen zeigen Ruinenmergel von Sonntagberg
nördlich Waidhofen an der Ybbs in Niederösterreich.
Abbildung 2 (oben):Spitze Berggipfel und Pyramiden und die Spiegelung in
einem Höhlensee. Platte ca. 35 x 18 cm.
Abbildung 3 (oben):Stark vergrößerter Ausschnitt aus der Platte von Abbildung 2.
Die geometrischen Strukturen sind faszinierend!
Abbildung 4 (oben):Na, was sehen Sie hier? Für mich ist es ein sehr
stimmungsvolles Bild mit wunderbaren Farben. [Die Redaktion
sieht - natürlich! - einen Höhlensee...] Man kann
sachlich-lapidar sagen "Mangan- und Eisenhydroxide". Ca. 23 x
15 cm.
Abbildung 6 (oben): Der Ausgang aus einer erhabenen
Kathedrale, mit großartiger perspektivischer Wirkung der
Stein-Zeichnung. Ausschnittsgröße ca. 13 x 13 cm; Gesamtgröße
etwa 25 x 17 cm.
Abbildung 6 (oben): Ausschnitts-Vergrößerung
aus einer anderen Platte. Das sieht aus wie erodierte
Gesteinsbänke, wie Schichtstufen.
Abbildung 7 (oben): Eine
Platte mit zwei hellen Höfen, deren unterer an ein Spinnennetz
erinnert. Ca. 25 x 27 cm.
Abbildung 1 (oben): Ausschnitts-Vergrößerung aus dem Stein von Abbildung 7.
Abbildung 9 (oben): Ein aus Ruinenmergel geschnittener,
geschliffener und polierter Würfel. Hier kann man die Zeichnung
des Steines dreidimensional verfolgen. Kantenlänge 7 cm.
Sammlung
und Fotos Gerhard Granzer.
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