von Gerhard Granzer, Allhartsberg (9. Oktober 2023)
In diesem
Beitrag wird versucht einige Vorkommen von Serpentinit und anderen
Grüngesteinen in Österreich vorzustellen, eingeschränkt aber nur auf
persönliche Erfahrungen und vom Autor besuchte Vorkommen. Es wäre in diesem
Rahmen nicht möglich alle Vorkommen dieser häufig auftretenden Gesteine in
vielen Teilen Österreichs, vor allem in den Zentralalpen und den Hohen Tauern,
zu behandeln. Es werden daher nur ausgewählte Fundstellen aus einigen
Bundesländern erwähnt, die Material zum Schneiden und Schleifen liefern.
Gstadt bei Waidhofen/Ybbs, NÖ:
Dieser kleine,
nur sporadisch betriebene Steinbruch liegt in der Nähe meines Heimatortes und
ist mir seit langem bekannt. Seit wir begonnen haben Gesteine zu schneiden und
zu schleifen und Hans Leitl, mein Sammelpartner, sogar eine
Kugelschleifmaschine gebaut hat, ist der Serpentinit von dieser Fundstelle für
uns wieder interessant geworden. Er ist nicht so spektakulär gefärbt wie andere
Vorkommen, für uns ist es aber etwas aus der Gegend, die ansonsten an sammelwürdigem
Material wenig zu bieten hat. Vor vielen Jahren bekam ich einen aus diesem
Material angefertigten Becher geschenkt über dessen Entstehung aber nichts Näheres
zu erfahren war. Er dürfte wohl von einem Waidhofner Sammler oder Schleifer in
der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts hergestellt worden sein. 2020 ist ein
sehr schönes Buch erschienen, in dem unter anderem dieser Steinbruch und das
Serpentinit-Vorkommen beschrieben wird: Hans Egger, Bunte Steine, Ausflüge in
die Erdgeschichte zwischen Ybbs- und Trauntal
Waldviertel, NÖ:
Serpentinit-Vorkommen
gibt es auch im Waldviertel wie z.B. in Wanzenau bei Horn oder bei St.
Leonhard am Hornerwald.Hier befindet sich ein Serpentinitzug
(pyropführender Serpentin- bzw. Olivinfels) im St. Leonharder Granulitmassiv.
Für Schleifzwecke ist dieses Material aber meiner Meinung nach nicht attraktiv
genug. Interessant sind die im Serpentinit vorkommenden Mineralien, vor allem
der Pyrop im Serpentin bei Wanzenau.
Pyrop in
Serpentin, Wanzenau bei Horn, NÖ, 9,5 x 7 cm
Hinterbichl, Osttirol:
Das meiner
Meinung nach schönste Serpentinit-Vorkommen Österreichs liegt im Dorfertal,
einem Seitental des Virgentals in Osttirol. Von Hinterbichl aus gelangt man
durch das Tal des Dorferbaches zu dem auf ca. 1.950 m gelegenen Steinbruch
"Tauerngrün", wo in den Sommermonaten der Abbau von Serpentinit erfolgt. Das
Material aus diesem Steinbruch wird europaweit vermarktet und ist auch in dem
vor einigen Jahren errichteten Hauptbahnhof in Wien in großem Stil verbaut. Weiter
unten im Dorfertal auf einer Seehöhe von 1.480 m befindet sich der Steinbruch
"Dorfergrün", wo Chloritschiefer abgebaut wird. Auch dieses Gestein findet als
Baustein Verwendung, es zeigt hell- und dunkelgrüne Färbung und oft schöne
Faltenstrukturen. Das Betreten beider Steinbrüche ist nicht gestattet. Die
Verarbeitung dieser Grüngesteine erfolgt im Werk in Huben im Iseltal (Kienburg 1, 9971 Huben). Steinbrüche und Werk gehören zur Fa. Lauster Steinbau GmbH,
Stuttgart.
Grüngesteine
sind in den Hohen Tauern, vor allem im Venedigermassiv weit verbreitet. An
vielen Stellen sowohl in den höheren Regionen als auch in den engen Schluchten
wie zum Beispiel bei den Umbalfällen sind diese Gesteine dominierend. Fundmöglichkeiten
für Serpentinit und Chloritschiefer gibt es im Dorferbach. Hier sind allerdings
die Bestimmungen des Nationalparks Hohe Tauern zu beachten. Auch die Isel im
Virgental führt in ihren Geröllen schöne Grüngesteine.
Oppenberg, Steiermark:
Schon lange
bekannt ist ein kleines Serpentinit-Vorkommen am Hochgrössen (2.115m) bei
Oppenberg in den Niederen Tauern. Die sehr entlegene und schwer zu findende
Fundstelle führt manchmal hellgrünen Serpentin ("Edelserpentin"). Fundmöglichkeiten
für Serpentinit gibt es auch im tief eingeschnittenen Tal der Gulling,
das nur an wenigen Stellen zugänglich ist. Der Serpentinit tritt hier in
verschiedenen Ausbildungsformen und Farbschattierungen auf. Nur wenige
Exemplare sind attraktiv genug für Sammelzwecke oder Bearbeitung. Selten findet
man Stücke mit an eine Schlangenhaut erinnernde Zeichnung und Farbe. (Name
Serpentin!)
Badersdorf, Burgenland:
Im großen
Steinbruch der Fa. Rohrdorfer Sand und Kies GmbH, 7512 Badersdorf, wird im
großen Stil vor allem Serpentinit-Gestein abgebaut. Das Material zeigt
größtenteils dunkle graugrüne Färbung und spaltet in leicht bombierten
Schuppen. Es eignet sich sehr gut zum Schleifen, hat geringe Härte und nimmt
guten Glanz an. Größere kompakte Stücke mit schöner Farbe, die sich zur
Herstellung von Kugeln eignen, sind sehr schwer zu finden. Für das Betreten des
Steinbruchs ist eine Erlaubnis eínzuholen.
Im Burgenland
gibt es mehrere Serpentinit-Vorkommen, z.B. in Rumpersdorf oder bei Bernstein.
Hier wird aber oft petrografisch nicht genau unterschieden zwischen Serpentinit
und Chloritschiefer. Vor allem im Ort Bernstein gibt es eine
traditionelle Verarbeitung solcher Grüngesteine zu kunsthandwerklichen Objekten.
Sehenswert ist das Felsenmuseum in Bernstein mit interessanten
Ausstellungen (Objekte aus Serpentin, Mineralienausstellung, bemerkenswerte
Bernsteinsammlung) und einem umfangreichen Shop (https://felsenmuseum.at).
Über die aktuellen Fundmöglichkeiten in den Steinbrüchen der Gegend ist dem
Autor nichts Näheres bekannt, manche dürften schon aufgelassen sein. Weiterführende
Informationen findet man im Internetbeitrag des Naturschutzbundes Burgenland.
Preg bei Kraubath, Murtal, Steiermark:
Der riesige
Steinbruch Preg liegt rechts der Mur gegenüber dem Ort Kraubath. Hier wird eine
regionalmetamorph teilweise zu Serpentinit umgewandelte Ultrabasitmasse von
beträchtlicher Ausdehnung abgebaut. Neben den dunkel gefärbten Serpentiniten,
meist Dunit, treten mehrere Gesteine oft in Form von Brekzien auf. Manchmal ist
auch reinweißer Magnesit beteiligt, was zu den anderen Bestandteilen einen
ansprechenden Kontrast ergibt. Mineralogisch ist hier vor allem der Bronzit
interessant, der auch bei entsprechend guter Färbung geschliffen schöne
Sammlungsstücke ergibt.
Bronzit,
Anschliff, Steinbruch Preg, Stmk., 22 x 15 cm
Enns im Flachauer Tal, Pongau, Salzburg:
Die Enns, der
mit 254 km längste Binnenfluss Österreichs, führt in seinen Geröllen auch immer
wieder Serpentinite und Grüngesteine mit, die aus verschiedenen Gebieten der
Alpen stammen. Besonders interessant ist aufgrund der Nähe zum Ursprungsgebiet
in den Radstädter Tauern der Oberlauf im Flachauer Tal. Hier kann man mit Glück
intensiv grün gefärbte Gerölle aus Epidot-Chlorit-Schiefer finden, die sich gut
zum Schleifen eignen. Auch in den Bächen der Tauerntäler, wie zum Beispiel in
der Gasteiner und der Rauriser Ache, sind attraktive Grüngesteine zu finden.
Dank:
Ich danke meinem langjährigen Sammelkollegen
Johann Leitl, Allhartsberg, für unzählige gemeinsame Aktivitäten und sein großes Geschick bei
der Anfertigung von Steinkugeln und anderen großformatigen Sammlungsstücken.
Alle Abbildungen
Fotos und Sammlung G. Granzer
Literatur:
Hans Egger,
Bunte Steine, Ausflüge in die Erdgeschichte zwischen Ybbs- und Trauntal (2020,
Verlag Pustet, Salzburg)
Internet:
Naturschutzbund
Burgenland, Serpentinstandorte im Südburgenland